Wenn bei einer Person eine latente Tuberkuloseinfektion (LTBI) festgestellt wird und das Risiko besteht, dass sich daraus eine aktive Erkrankung entwickelt, wird eine vorbeugende Behandlung empfohlen. Dies ist z.B. der Fall, wenn man kürzlich Kontakt zu einer Person mit ansteckender Tuberkulose hatte, eine chronische immunschwächende Erkrankung hat oder man Medikamente einnimmt, die das Immunsystem beeinträchtigen, wie z.B. TNF-alpha-Inhibitoren. Eine präventive Therapie kann das Risiko, an Tuberkulose zu erkranken, deutlich verringern. Sie muss ebenso wie die Therapie einer Tuberkulose über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, es werden aber weniger Medikamenten eingesetzt. Diese vorbeugende Behandlung wird auch als präventive Therapie oder Chemoprävention bezeichnet.
Bevor mit der vorbeugenden Therapie begonnen wird, muss eine Röntgenuntersuchung der Lunge durchgeführt werden, um eine bereits bestehende Tuberkulose-Erkrankung auszuschließen. Manchmal sind auch weitere Untersuchungen dazu erforderlich.
Kinder unter 5 Jahre erkranken nach einer Tuberkuloseinfektion häufiger und auch schwerer als Erwachsene. Daher wird nach einem engen Kontakt zu einer Person mit ansteckender Tuberkulose eine sogenannte Chemoprophylaxe begonnen. LTBI-Tests (z.B. Tuberkulin-Hauttest oder IGRA), die feststellen sollen, ob sich das Kind infiziert hat, liefern jedoch erst 8 Wochen nach dem Kontakt ein zuverlässiges Ergebnis. Deshalb wird der Test nach 8 Wochen wiederholt, und die Behandlung wird dann nur fortgesetzt, wenn eine Infektion nachgewiesen wird.
Eine vorbeugende Therapie ist nicht verpflichtend, da eine latente Infektion noch keine Erkrankung bedeutet und nicht ansteckend ist. Bei einem erhöhten Erkrankungsrisiko kann durch eine vorbeugende Behandlung die Wahrscheinlichkeit, eine Tuberkulose zu entwickeln, deutlich gesenkt werden. Die Entscheidung, ob eine präventive Therapie sinnvoll ist, sollte gemeinsam mit erfahrenen Ärzt*innen oder dem Gesundheitsamt getroffen werden.
